.„Digital und smart in die Zukunft“ war das Thema der vier Vorträge, die im timeport 2 auf ein fachkundiges Publikum trafen.
Innovative Baukultur in Bremerhaven: Im Mittelpunkt der Vorträge stand an diesem Abend die Allianz „3 Schulen Bremerhaven“. Für den Neubau von zwei Oberschulen und einer Grundschule hatten sich die STÄWOG als Bauherr und die BIS als Projektmanager ab 2020 auf Neuland gewagt und gemeinsam mit Architekten, Fachplanern und Bauunternehmern per Mehrparteienvertrag eine Integrierte Projektallianz (IPA) gegründet. In die in Skandinavien erprobte, aber in Deutschland noch neue Art des Planens und Bauens werden große Hoffnungen gesetzt, denn sie steht für eine andere Baukultur und kann mit Blick auf Effizienz und Effektivität Modellcharakter haben.
„Wir alle kennen in der Baubranche Behinderungsanzeigen, Nachträge, Zeit- und Personalnot oder das Sprengen des Kostenrahmens“, startete Kai Hamel, STÄWOG-Projektleiter in der Allianz „3 Schulen“. „Und genau diese Ärgernisse wollten wir durch die Gründung der IPA vermeiden“, blickte er auf die Planungsphase Schulneubau zurück. Von Anfang an saßen dabei alle Beteiligten in einem Boot, konnten zum Beispiel die Bauunternehmen viel früher als üblich ihre Erfahrungen einbringen. Das Bauen als eine gemeinsame Aufgabe begreifen und die Risiken und Gewinne gerecht auf alle Schultern verteilen – bisher hat sich diese Idee bestens bewährt.
„Gegenseitige Wertschätzung, Diskussionen auf Augenhöhe und Verständnis füreinander“, skizzierte BIS-Projektmanagerin Kathrin Wegner die Eckpfeiler der Zusammenarbeit innerhalb der Allianz. Die findet in den – je nach Aufgabe größeren oder kleineren – fachübergreifenden PITs (Project Implementation Teams), dem für die Steuerung zuständigen und mit Vertretern aller Allianzpartner besetzten PMT (Project Management Team) sowie dem SMT (Senior Management Team) als Aufsichtsgremium statt. Einigungspflicht gilt auf allen Ebenen, gemeinsam wird die jeweils bestmögliche Lösung für das Gesamtprojekt gefunden.
Planung am Puls der Zeit: Um Baukosten und Termine effizient und verlässlich zu gestalten, greift das Allianzverfahren auf zielführende Methoden wie BIM zurück. „Das Building Information Management, kurz BIM, ist eine innovative Methode, die ein Bauwerks in einem 3D-Modell erfasst, verwaltet und koordiniert“, brachte es Architektin Katrina Westphal vom Architekturbüro gmp auf den Punkt. Durch eine einheitliche und stets aktuelle Datenbasis verbessert BIM – ganz im Sinne der Projektallianz – die Zusammenarbeit zwischen Architekten, Ingenieuren und Bauunternehmen. „Durch die wöchentlichen Modellbesprechungen am digitalen Zwilling wissen alle, was bei den anderen passiert. Da findet man dann auch schnell die Steckdose, die in der Tür am falschen Platzt sitzt.“
Auch das Lean Management optimiert den Planungs- und Bauprozess so, dass Ressourcen und Zeit optimal genutzt werden können. „Das Ziel ist, Prozesse und Schritte zu eliminieren, die für unser Bauprojekt keinen Mehrwert haben“, unterstrich Natale Miano, Projektleiter bei der Lindner SE. Kontinuierliche Verbesserung durch die enge Zusammenarbeit der Teams, Verschwendung wird minimiert und die Effizienz gesteigert – lean ist das englische Wort für schlank. „Eine Baustelle lebt, eine Baustelle ist dynamisch“, so Natale Miano: Kommunikation in partnerschaftlicher Atmosphäre schützt vor unangenehmen Überraschungen.
Vor dem Ausklang der Veranstaltung mit inspirierendem Austausch und Imbiss standen noch die Ausführungen von STÄWOG-Prokurist Ralf Göhringer und STÄWOG-Betriebstechniker Alexander Kebernik. Bei ihnen ging es um die Zeit nach der Fertigstellung der Schulen, um digitaler Zwillinge für eine effiziente Betriebsführung, um Facility Management mit Hilfe von CMMS (Computerized Maintenance Management System) -Software. Der Fokus lag dabei auf der Dalux FM-App, die eine einfache und schnelle Lösung bietet, um auf BIM-Modelle und wichtige Dokumente zuzugreifen.
Zusätzlich ermöglicht die Dalux-App die Organisation täglicher Betriebs- und Wartungsaufgaben sowie ein effektives HelpDesk-System zur Verwaltung von Serviceaufträgen. Rauchmelder, klemmende Fenster oder Sicherheitsleuchten: Wer hat im Gebäude was wann und wo erneuert oder gewartet? Für die STÄWOG, die die neuen Schulen für 30 Jahre an die Stadt Bremerhaven vermietet, sind Antworten auf diese Fragen entscheidend. „Ob am Smartphone oder am Tablet, in Zukunft werden für alle Mitarbeitenden die gleichen Informationen verfügbar sein“