"Spiralenhaus" Ringstr. 36-40 in Bremerhaven-Wulsdorf

Spiralenhaus

Ohne Aufzug barrierefrei bis ganz nach oben

Für den letzten Teilbereich östlich der Ringstraße im Gebiet der Sozialen Stadt Wulsdorf wurde jetzt ein weiteres innovatives Konzept erarbeitet: eine barrierefreie zusätzliche Erschließung der Schlichtwohnungen in allen Geschossen ohne Aufzug.

Die 3 straßenprägenden Häuser an der Ringstraße 36-50 mit 45 Wohnungen erhalten dabei in 2 Bauabschnitten neue Balkone zur Gartenseite, die Hauseingänge werden neugestaltet, die vorhandenen Pappdächer mit einer Hartbedachung versehen und die Treppenhäuser renoviert. Die Sanierung wird im bewohnten Zustand durchgeführt. Ein Eingriff in die Grundrissgestaltung ist daher nur eingeschränkt möglich.

Die Wohnungen des 1. Bauabschnittes in der Ringstraße 36-40, dem sog. Spiralenhaus, werden zusätzlich mit einer einfachen vor den neuen Balkonen hängenden Rampenkonstruktion in allen Geschossen barrierefrei erreichbar gemacht und ermöglichen so den Zugang zu den Gartenparzellen en passant. Die Rampen sind dabei normgerecht mit max. 6% Längsneigung und in Abständen von 6,0 m mit Zwischenpodesten ausgeführt. Dies ist von den Investitions- und mehr noch von den Betriebskosten her eine sehr kostengünstige Lösung, da die Rampen im Gegensatz zu High- Tech- Aufzügen nahezu wartungsfrei und somit ein Baustein für modernen aber bezahlbaren Wohnraum darstellen.  Erfahrungen über eine solche Konstruktion sind bundesweit noch nicht vorhanden, das Amt für Menschen mit Behinderung in Bremerhaven hat allerdings das Prinzip als sehr positiv und weiterzuverfolgend bewertet. Dieses neu entwickelte Laubengangsystem führt durch die ständige netzwerkartige Begegnung der Menschen auf den kleinen „Straßen und Wegen“ zu einer Überwindung der Anonymität und Kontaktlosigkeit gerade älterer oder behinderter Menschen und ermöglicht gemeinschaftlich in der Stadt zu leben. Diese gedeckten Freiräume dienen als nachbarschaftliche „Common-Units“ und sind durch die „Rampenpromenade“ verbunden mit einem multikulturellen Gartenprojekt im Hof, das wiederum Teil einer langjährigen Vision einer modern interpretierten grünen Gartenstadt für das Quartier in Wulsdorf ist. Dieses Urban-Gardening Projekt dient insbesondere auch zur Integration der zahlreichen Flüchtlingsfamilien im Gebiet. Hier kann Mietern mit verschiedenen Migrationshintergründen aus dem Quartier unter Anleitung (durch das Förderwerk: eine gemeinnützige Beschäftigungsgesellschaft für Langzeitarbeitslose) die Möglichkeit geschaffen werden, kleine Gärten zur gesunden Selbstversorgung zu bewirtschaften.  Die kleinen Gärten geben eine Aufgabe, wo Arbeit fehlt, Freiraum und Bewegungsfreiheit jenseits der Wohnverhältnisse und fördern unkomplizierten Austausch zur Not nonverbal. Der „eigene“ Garten soll helfen Fuß zu fassen – in der Fremde, die so ein Stück Heimat werden kann.

Energie-/Nachhaltigkeitskonzept

Die Bestandsbauten sind qualitativ gut gebaut worden, besitzen heute immer noch viel gute Bausubstanz, die man in neue Sanierungsmaßnahmen sehr gut integrieren kann. Die Gebäude aus den fünfziger Jahren wurden mit lokalen Baumaterialien und lokalen Bautraditionen gebaut, also sehr schadstoffarm und somit baubiologisch eigentlich hervorragend zu verwenden. Die alten Treppengeländer, Terrazzobeläge, Glasbausteine, Fenster etc. wurden aufgearbeitet, energetisch aufgerüstet: Diese Art der Projektierung zeichnet sich durch eine sehr nachhaltige, ressourcenschonende Vorgehensweise aus, dazu passt die Ausführung der neuen Bauteile mit einer ingenieurmäßigen ökologisch sehr sinnvollen Holzkonstruktion.

 
 

 

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