S T Ä W O G I N T E R N war an sich gut aufgestellt und hatte im Bereich Digita- lisierung schon viel bewegt“, bestätigt der Fachmann. „Aber die Stäwog hat für sich die Notwendigkeit erkannt, auf dem langen Weg in Richtung digitalisierter Betrieb weiter- zugehen. Durch die Corona-Pan- demie wurde die Umsetzung dieser Ent- scheidung noch einmal deutlich beschleunigt.“ Weg mit dem Papier, Verla- gerung auf den Rechner – die Digitalisierung soll Prozes- se verschlanken, wiederkehrende Aufgaben automatisieren und Zeit für Dinge schaffen, die wichtiger sind. „Man schaut sich Prozesse an und bewertet ihre Qualität, baut digitale Elemente ein und übergibt zum Beispiel monatliche Auswertungen an Tools, die das eigenständig erledigen können“, beschreibt Axel Seltenhorn die Grundidee seiner Tätigkeit. „Zah- len per Hand von einem System in ein anderes umzutragen, frisst einfach Zeit, die keinen großen Spaß macht und lieber in den Kundenkontakt investiert werden kann.“ „Nehmen wir mal die Zähler. Mitt- lerweile haben fast alle Wohnungen Funkzähler und man braucht nicht mehr vor Ort zu sein, sondern kann von hier aus den Verbrauch sehen“, nennt er ein Beispiel. „Und Miet- verträge muss man nicht jedes Mal branchenspezifischer Unterneh- menssoftware in der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft zählt. Hier gehörte zu seinen Aufgaben die Be- treuung von ERP (Enterprise Resource Planning)-Systemen, die zentral alle Adressdateien verwalten und an denen andere Systeme andocken. „In meinen fünf Jahren im Außendienst habe ich unter anderem auch die Stäwog beraten und kennengelernt“, berichtet er. Der lange Weg zur Digitalisierung „Noch ein Zufall, denn als mein Sohn auf dem Weg war und ich wieder mehr zuhause sein wollte, suchte die Stäwog gerade einen Digitali- sierungsbeauftragten.“ Den hat sie jetzt gefunden: „Das Unternehmen neu schreiben, weil 98 Prozent der Angaben online eingestellt werden können. Das beschleunigt den Prozess und spart pro Vorgang drei Briefe. Außerdem sind digitale Wohnungsbe- sichtigungen schon ein großer Vorteil, wenn die Interessenten bisher etwa in Berlin leben.“ Überzeugungsarbeit macht mir Spaß „Ich laufe mit meinen Vorschlägen bei den Kolleginnen und Kollegen nicht gegen eine Wand“, fasst der Digita- lisierungsbeauftragte der STÄWOG zusammen. „Trotzdem ist der Mensch natürlich ein Gewohnheitstier, müssen Umstellungen auf breiter Basis vorbereitet werden. Wir haben das ge- rade bei der Teilautomatisierung der Kontoauszüge erlebt. Im ersten Monat gab es noch ein unterschwelliges Murren, nach fünf Monaten waren alle super begeistert, weil die Fehlerquote reduziert worden ist und mehr Zeit für die genaue Prüfung der Angaben bleibt. Ja, Überzeugungsarbeit macht mir Spaß!“ Brauchen wir dann noch Anlaufstellen, wie wir sie heute kennen?“ Beim Blick in die Zukunft macht der 33-Jährige eine nachdenkliche Pause. „Da ich weiß, dass Kollegenzusammenhalt nur wächst, wenn man die Kolleginnen und Kollegen auch mal sieht, gehe ich bei der Büroorganisation von einer Mischform aus.“ Flexible Arbeitszeiten und geteilte Work Spaces, mobiles Arbeiten und Home-Offices: „Man wechselt sich im realen Büro ab und braucht auf jeden Fall nicht mehr die vielen einzel- nen Arbeitsplätze, die heute noch notwendig sind. Unter dem Strich ergibt das mehr Leistung mit deutlich entspannteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, ist das Fazit des Famili- envaters, der in Ganderkesee wohnt. „Nur ein Nachbar, links und rechts Felder, ab und zu ein Reh im Garten“ – dafür nimmt er die lange Fahrtzeit gern in Kauf. „Auch, weil mir meine Aufgabe und das Betriebsklima bei der Stäwog sehr gut gefallen. Vorher war ich im Außendienst bis zu achtzig Stunden Bei der STÄWOG angekommen: Axel Seltenhorn „Wie ich mir das Büro in zwanzig Jah- ren vorstelle?“, fragt Axel Seltenhorn zurück und lacht. „Zwanzig Jahre sind schon sehr weit gegriffen: Existiert das Büro dann überhaupt noch? Arbei- ten wir dann schon alle von zuhause? in der Woche unterwegs, jetzt ist es für mich ein ganz anderes Arbeiten“, unterstreicht Axel Seltenhorn. „Ich musste mich umgewöhnen, aber es hat nur einen Monat gedauert, bis ich gesagt habe: Das ist es!“ S TÄW O G M A G A Z I N | M Ä R Z 2 023 | 9